Bauern fürchten Ernteausfall wegen Trockenheit
Wintergetreide, Obst und Gemüse brauchen dringend Regen / Bewässerung einen Monat früher als üblich
Das Gewitter am Donnerstagabend brachte nur wenig Linderung. Die Landwirte warten mit zunehmend sorgenvoller Miene auf Landregen. Von Mirco Moormann Kreis Vechta – Die Landwirte im Landkreis Vechta fürchten angesichts der anhaltenden Trockenheit um ihre Ernte. Auch für das erste Maiwochenende kündigen die Wetterdienste trockenes, wenn auch kühlesWetter an. Im Kreis Vechta ist die Situation der Bauern nach Aussage von Kreislandwirt Norbert Meyer aus Lutten bereits „dramatisch“. Besonders das Wintergetreide befinde sich derzeit in einer kritischen Phase. „Pflanzen wie der Winterraps werden gelb. Sie benötigen Wasser, damit sich der Schotenansatz bilden kann“, erklärt Meyer. Davon hänge der spätere Ertrag der Pflanze ab. „Wenn es weiterhin so trocken bleibt, muss mit Ernteeinbußen gerechnet werden“, lautet die Prognose des Kreislandvolk-Vorsitzenden. Entwarnung gibt es beim Mais. Die Pflanzen hätten bereits gekeimt und seien in Ordnung. Auch die Kartoffeln verfügten über genügend Wasser. Noch. Wenn es nicht bald regnet, meint Meyer, müssten auch sie künstlich gewässert werden. Eine Bewässerung der Getreidefelder sei nicht üblich und für die Landwirte mit zusätzlichen Kosten verbunden, so Meyer. Die zunehmenden Beregnungsmaßnahmen in der Landwirtschaft sind für den Oldenburgisch- Ostfriesischen Wasserverband bisher kein Problem. Sie könnten nur dann zu einem Problem werden, „wenn das dafür erforderliche Grundwasser aus Beregnungsbrunnen innerhalb der Trinkwasserschutzgebiete in großen Mengen entnommen würde“, erläutert Egon Harms, Bereichsleiter Gewässerschutz. Dann entstünde eine Konkurrenzsituation zur Trinkwassergewinnung. Nach Angaben des OOWV wachse neuerdings bei Betrieben, die auf eine zuverlässige Belieferung mit Mais angewiesen sind, der Wunsch, Maiskulturen kontinuierlich zu bewässern. Für die Qualität des Grundwassers könne eine Beregnung positiv sein, „weil sie dafür sorgt, dass der Pflanzenbestand optimal wachsen kann und der Stickstoff maximal aus dem Boden entzogen wird“. Das, so Harms, reduziere die für das Grundwasser problematischen Stickstoffeinträge im Herbst. Die Obst- und Gemüsebauern haben ihre Bewässerungsanlagen schon seitWochen im Einsatz. Vielerorts stehen große Wasserkanonen auf den Feldern, mit denen verhindert wird, dass die Pflanzen eingehen. „Einen Monat früher als üblich mussten wir mit dem Bewässern anfangen“, berichtet ein Landwirt aus Langförden. Von einer „angespannten Situation“ spricht auch Christoph Hövelkamp, Geschäftsführer des Erzeugergroßmarktes Langförden-Oldenburg. Bis auf das Gewitter am Donnerstag zogen die Regenschauer der vergangenen Tage am Landkreis Vechta südlich vorbei. „Neben der Trockenheit sorgt der Wind dafür, dass die Böden austrocknen“, erläutert Christoph Hövelkamp. Betroffen sind alle Obst- und Gemüsesorten, von Erdbeeren über Salat bis zum Kohlgemüse. „Wenn sich kein Regen ankündigt, dann muss verstärkt bewässert werden, da gibt es keine Alternative“, berichtet Hövelkamp. Die Erdbeeren müssten bereits jetzt bewässert werden. Ernteausfälle und damit Einkommensausfälle der Bauern seien nicht mehr auszuschließen. Eine Einschätzung, die Silvia Breher, Geschäftsführerin des Kreislandvolkverbandes Vechta, bestätigt. Auch sie kennt die aktuellen Wetterprognosen und hat trotzdem die Hoffnung nicht aufgegeben, „dass es bald regnet“. Leichte Schauer helfen allerdings nicht wirklich weiter. Ein ausdauernder Landregen wäre jetzt ganz nach dem Geschmack der Bauern.
Ein Salatfeld wird vor dem Vertrocknen geschützt:
In Langförden an der Repker Straße bewässert eine Berieselungsanlage einen Acker mit 20 Litern pro Quadratmeter. Foto: Moormann
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(Quelle: OV vom 30.04.2011)