Wirtschaftsboom lässt Wasser knapp werden
Verband mahnt speziell die Industrie zur Sparsamkeit und prognostiziert steigende Preise
Woher kommt das Wasser? Von Holdorf führen Rohre unter anderem nach Bakum, Damme, Dinklage, Holdorf, Lohne, Neuenkirchen und Steinfeld. Wildeshausen ist zuständig für die Trinkwasser-versorgung in Goldenstedt, Visbek und einem kleinem Teil Vechtas.
(OV-Grafik: Jäger)
Mit einem Lebensmittel von hoher Qualität das Klo spülen? Nicht im Hause Eger. Dort gibt es seit Jahren zwei Leitungen. Eine für das Trinkwasser, die andere für das Nass aus der Oberflächenentwässerung. Mit dem kocht sich der Verbandsvorsteher des Oldenburgisch- Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV), Oldenburgs Landrat Frank Eger, zwar keinen Kaffee. Umgekehrt aber sei das Qualitätsprodukt Trinkwasser zu wertvoll, um es zur Pflege der Sanitär- und anderer Lebensbereiche im Haushalt zu verwenden, findet er.
Tatsächlich ist das Trinkwasser ein knappes Gut. Zwar sinke der persönliche Verbrauch, weiß Eger. Aber: Die Region Weser- Ems boome. Die Arbeitslosenquote sei gering. Die Städte wachsen. Die Industrie produziere fleißig – speziell die Ernährungswirtschaft. Die wiederum brauche für ihre Prozesse überdurchschnittlich vielWasser. Der Bedarf steige also. Ihn zu befriedigen heiße für den OOWV, mehr fördern zu müssen. So wie in Holdorf, wo der OOWV sich eine Erhöhung der Fördermenge wünscht.
Während der Wasserverband das innerhalb der gewählten Grenzen für möglich hält, sind die Holdorfer skeptisch. Sie fühlen sich bereits durch die Förderpraxis der vergangenen Jahrzehnte auf dem Trockenen. Wälder verdorren, der Wasserspiegel auch des Heidesees sinke. Kurz: Die Natur leide unter dem großen Durst von Mensch und Industrie, klagt die Interessengemeinschaft für eine umweltverträgliche Wasserförderung. Zumal der OOWV, der ein großer Grundstückseigentümer im Gemeindegebiet Holdorf sei, sich selbst das Wasser abgrabe. Die Lösung: Der Verband solle seinen Suchradius auf den kompletten Kreis Vechta ausdehnen. Leichter gesagt als getan, versichert Landrat Eger. Er gehe nicht davon aus, dass diese Suche den großen Erfolg beschere. Es sei nicht wahrscheinlich, zusätzliche Reservoire aufzutun, die noch niemand kenne.
Umso wichtiger sei eine verträgliche Entwicklung. Zudem arbeite der OOWV an einer Stärkung seines Verbundsystems. Sprich: Es sollen mehr Querverbindungen zwischen den Wasserwerken gelegt werden. Spitzenwerte könnten so besser kompensiert werden. Der Rest regle sich über den Preis. Wasser werde teurer, prophezeit der Verbandsvorsteher. Das werde die Industrie reizen, mehr über die Wiederaufbereitung nachzudenken. Unternehmen aus der Fleischverarbeitung seien in anderen Ländern längst technisch weiter. Und:Weil auch in der Region Weser-Ems jeder Boom irgendwann ende, werde sich der Verbrauch schließlich einpendeln.
Also alles gut an den Wasserhähnen? „Nein“, sagt Eger. Zu früh gefreut. Die Natur habe ihre eigenen Gesetze. Die alten Zyklen mit den so wichtigen feuchten Monaten im Frühjahr und Herbst scheinen durchbrochen. Selbst in einem verregneten Sommer füllen sich die unterirdischen Vorräte nicht automatisch auf. Darauf müsse der Mensch Rücksicht nehmen. Besonders in einer Boom-Region wie im Kreis Vechta.
Zum Thema: Wer versorgt wen im Kreis?
Der größte Trinkwasserversorger vor Ort ist der Oldenburgisch- Ostfriesische Wasserverband OOWV. Nach eigenen Angaben betreibt er insgesamt 15 Wasserwerke und bedient sich dabei etwa 240 Brunnen.
Für den Kreis Vechta relevant sind zweiWasserwerke. Den Großteil liefert Holdorf. Aus 14 Brunnen werde gefördert, so der Wasserverband. Die Leistung je Brunnen: 60 Kubikmeter je Stunde. Im Nordkreis kommt das wertvolle Nass aus Wildeshausen. 22 Brunnen gibt es dort. Die Förderleistung differiert zwischen 60 und 220 Kubikmeter je Stunde.
Das Wasserwerk Vörden versorgt den Ortsteil Vörden, die Bauernschaft Campemoor sowei Teile der Bauernschaft Astrup, Kalkriese und Vennermoor. Zwei Förderbrunnen sind vorhanden. Der jährliche Verbrauch der privaten Haushalte liegt bei 210 000 Kubikmeter; das Gewerbe bezieht nach Angaben des Wasserwerks 242 000 Kubikmeter. Decken kann Vörden diesen Bedarf, weil es zusätzlich Wasser vom Wasserverband Bersenbrück bezieht.
Das Wasserwerk Vechta hat dagegen noch Spielraum. Zwei Millionen Kubikmeter pro Jahr dürfen gefördert werden. 1,68 Millionen Kubikmeter werden laut Wasserwerk gebraucht, um die Vechtaer zu versorgen.
(Quelle OV vom 08.09.2011)
Kommentar IGUVW:
Wir haben nicht davon gesprochen, dass die Suche auf den Landkreis ausgeweitet werden sollte, sondern der OOWV hat bei einer Veranstaltung mit Landwirten selbst verlautbart, dass es in einem Nachbarkreis noch ein Wasservorkommen gibt, das sich zu fördern lohnt.
Wie aus dem Wasserrechtsantrag ersichtlich wird, wird auch der Landkreis Cloppenburg zumindest teilweise vom Wasserwerk Holdorf versorgt. Dies wird durch die Graphik des Artikels leider nicht ersichtlich.