Informierten die Bürger rund ums Vorhaben des OOWV, mehr Wasser in Holdorf zu fördern: (von links) Dr.Wolfgang Krug, Imke Greve, Jochen Hollinderbäumer und Dr. Stefan Steinmetz. Foto:Vollmer
Trostloser Wald schockt schon heute
Expertenrat für Holdorfs Bürger im Protest gegen Erhöhung derWasserförderung
Wie kann man verhindern, dass künftig mehr Wasser im Wasserwerk Holdorf gefördert wird und dadurch der Grundwasserspiegel noch weiter absinkt als bisher? Eine Frage, die viele Holdorfer beschäftigt, wie die Infoveranstaltung am Donnerstagabend zeigte, zu der weit über 200 Bürger in das Hotel zur Post gekommen waren. Von Kerstin Köhne Holdorf –
Der Oldenburgisch- Ostfriesische Wasserverband (OOWV) hat beantragt, seine Fördermenge im Bereich des Wasserwerks Fladderlohausen beträchtlich zu erhöhen. Jährlich sollen statt bisher 4,75 Kubikmeter Wasser 5,5 Millionen Kubikmeter Wasser entnommen werden. Das wollen die Bürger der Gemeinde Holdorf nicht hinnehmen. Sie sorgen sich um eine Verödung ihrer Landschaft, um ein Trockenfallen ihrer Brunnen und um ein Badeverbot in ihrem Heidesee. Letzteres würde zwar nicht sofort eintreten, aber es wäre absehbar. Denn wenn der Grundwasserspiegel sinkt,muss sich zwangsläufig die Trinkwasserschutzzone 2 erweitern und in einer solchen Zone ist der Badespaß untersagt. Dass auch die bisherige Wasserförderung in dem Gebiet schon heute Spuren hinterlassen hat, brachte der Diplom-Geologe Dr. Stefan Steinmetz auf den Punkt: „Einen so trostlosen Kiefernwald wie hier in Holdorf habe ich noch nie gesehen.“ Steinmetz war mit Rechtsanwalt Jochen Hollinderbäumer auf Einladung der kürzlich gegründeten Interessengemeinschaft für umweltverträgliche Wasserförderung (IGUVW) gekommen. Dass einige Punkte in dem Gutachten, das der OOWV seinem Antrag beigefügt hat, nicht hieb- und stichfest sind, machte Steinmetz den Anwesenden deutlich. Unter ihnen befand sich auch Dinklages Bürgermeister Heinrich Moormann. Denn die Problematik um das Wasserwerk Fladderlohausen geht auch die anderen Kommunen im Landkreis Vechta an. Die südlich gelegenen wie Lohne, Dinklage, Holdorf und Damme beziehen ihr Trinkwasser ausschließlich aus Holdorf. Von einer babylonischen Abhängigkeit vom Wasserwerk Holdorf sprach auch Holdorfs Bürgermeister Dr. Wolfgang Krug. Er kritisierte, dass der OOWV keinen Krisenplan besitzt, beispielsweise wenn bei einem Unfall Chemikalien in das Grundwasser gelangen. Daher setzt Krug auf die Unterstützung der anderen Bürgermeister und ihre Stellungnahmen an den Landkreis, der die Genehmigungsbehörde ist. Gleichzeitig seien die Einwände von Bürgern, die Vermögensnachteile durch die Pläne des OOWV fürchten, wichtig. Das machten alle Redner, allen voran Imke Greve von der IGUVW, deutlich. Bis zum 2. Juni sollen Einwände schriftlich im Rathaus oder beim Landkreis vorliegen. Wer keinen Einwand erhebt, verspielt jegliche Chance auf eine mögliche Entschädigung, falls das Vorhaben umgesetzt wird.
Uneins im Schulterschluss
Alle Parteien gegen OOWV-Antrag / CDU verärgert über UWG
Holdorf (kk) – Die Bürger sind sich einig: Im Fall der Erhöhung der Wasserfördermenge muss irgendwann Schluss sein. Für sie ist der Endpunkt jetzt erreicht. Auch Holdorfs Kommunalpolitiker sind sich parteiübergreifend einig und stehen den Bürgern zur Seite. Dennoch ärgert den CDUFraktionsvorsitzenden Norbert von Handorff, dass sich die UWG beklagt hat, sie sei zu einem Info-Gespräch nicht eingeladen worden, das im Vorfeld der Montags-Demo im Rathaus stattgefunden hat und an dem CDU, SPD und IGUVW teilnahmen (OV berichtete). Von Handorff stellt klar, dass die UWG zwei Tage vor SPD und IGUVW zu dem Treffen eingeladen wurde. Die UWG habe dem CDU-Vorsitzenden Norbert gr. Schlarmann per Mail außerdem mitgeteilt, dass sie ihre Unterschriftenaktion lieber alleine fortsetzen möchte und eine Zusammenarbeit ablehne. Während die UWG weiter Unterschriften im Internet und Geschäften sammelt, werden Vertreter der CDU und SPD in den kommenden Tagen von Haus zu Haus gehen, um die Bürger bei ihren Einwänden zu unterstützen. Infos und Musterschreiben www. iguvw.de
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MEINUNG König auf dem Trockenen
Von Kerstin Köhne
Der Kunde ist König – auch beim OOWV. Wenn der König Kunde Wasser verplempert, dreht der OOWV den Wasserhahn nicht ab, sondern weiter auf. Dem Wasserverband kann man das nicht anlasten. Es ist seine Aufgabe, uns mit Wasser zu versorgen. Mit Wasser künftig sparsamer umzugehen, das lehren derzeit die Proteste in Holdorf, auch wenn das den Holdorfern im Moment nicht hilft. Was gegen die OOWV-Pläne hilft sind stichhaltige Argumente, die Landrat Albert Focke überzeugen. Dazu dürfte gehören, dass man mit einem Heidesee, in dem Baden verboten ist, touristisch nicht mehr punkten kann. Und zu König Kunde kommt kein Wasser mehr, wenn ein Horrorszenario im Umfeld des Wasserwerks eintritt. Unwahrscheinlich? Das sind Katastrophen immer. Aber es gibt sie.
(Quelle: OV vom 14.05.2011)