Sorge vor sinkendem Grundwasser / 300 Holdorfer demonstrieren gegen die Pläne des Wasserverbands
„Gutes Wasser für alle, aber nicht nur auf Holdorfs Schultern“: Mit Spruchbändern verliehen gestern rund 300 Holdorfer ihren Sorgen Ausdruck. Wenn der Antrag des Wasserverbandes sich durchsetzt, fürchten sie, dass die Landschaft und auch die Ackerflächen ihrer Kommune mehr und mehr austrocknen. (Foto: Vollmer)
Die Wogen des Unmuts waren unter Kontrolle, als sich gestern Abend Uwe Sütering, Vertreter des Oldenburgisch- Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV), und Otto Langeland vom Landkreis Vechta den Fragen und Einwänden der Holdorfer Bürger stellten: Die geplante Erhöhung der Wasserfördermenge im Wasserwerk Fladderlohausen von 4,75 Millionen Kubikmeter Wasser auf knapp 5,5 Millionen Kubikmeter beschäftigte den Planungsausschuss. Die Möglichkeit, sich darüber zu informieren und zugleich Fragen zu stellen, hatte über 100 Zuhörer in den Ratssaal geschwemmt.
Um die Versorgung weiterhin garantieren zu können, soll die wasserrechtliche Genehmigung dem tatsächlichen Wasserbedarf angepasst werden. Das heißt, der OOWV soll im Bereich des Wasserwerks Fladderlohausen mehr Wasser fördern. Die Bürger der Gemeinde Holdorf fürchten, dass der Grundwasserspiegel noch stärker sinkt und die Landschaft verödet. Um ihre Sorge zu unterstreichen, gingen rund 300 Demonstranten vor der Ausschusssitzung mit Transparenten auf den Rathausvorplatz.
Unter großen Beifallsbekundungen riefen sowohl CDU-Gemeindeverbandsvorsitzender Norbert gr. Schlarmann und später Bürgermeister Dr. Wolfgang Krug dem Diplom-Geologen Egon Harms und seinen Begleitern vom OOWV ein klares „Nein!“ zu. Die Erhöhung der durch den Wasserverband beantragten Wasserentnahme von 4,75 Millionen auf 5,46 Millionen Kubikmeter sei in keinster Weise umweltverträglich und belaste die Südkreisgemeinde über Gebühr. Im Schulterschluss demonstrierten die Bürger auf Einladung der CDU, der SPD und der Interessengemeinschaft für umweltverträgliche Wasserförderung Einigkeit in dieser für die Zukunft umweltprägenden Entscheidung. Welch hohen Stellenwert das Thema in Holdorf besitzt, zeigt, dass es inzwischen auch in Fürbitten im Gottesdienst seinen Platz findet.
Wie Sütering erläuterte, handelt es sich bei der geplanten Erhöhung der Wasserentnahme um Vorgaben des Umweltministeriums. Dabei wird ein Sicherheitszuschlag und ein Trockenwetterzuschlag berücksichtigt. Diese Sicherheitsreserven seien in Holdorf bereits nicht mehr vorhanden. Es ergebe sich statt der bisher geförderten 4,74 Millionen Kubikmeter Wasser ein erforderlicher Wasserbedarf von 5,5 Millionen Kubikmetern.
Warum man nicht etwa 40 Kilometer entfernt ein Wasserwerk bauen könne, das den zusätzlichen Bedarf decke? Diese Frage stellten die Bürger. Zufrieden schienen sie mit Süterings überwiegend wirtschaftlicher Argumentation nicht. Langeland appellierte an die Bürger, ihre Einwände schriftlich und rechtzeitig – bis zum 18. Mai bei der Gemeinde oder beim Landkreis abzugeben. Denn für den Antrag des OOWV ist der Landkreis die Genehmigungsbehörde. Mit ihrer Sorge um das sinkende Grundwasser ist die Gemeinde Holdorf nicht allein. Wie Krug in Erfahrung gebracht hat, sollen auch die Fördermengen der Wasserwerke in der Stadt Wildeshausen und der Samtgemeinde Harpstedt erhöht werden.
(Quelle: OV vom 09.05.2011 - Kerstin Köhne und Heinrich Vollmer)